Was beeinflusst die Transaktionskosten auf der Blockchain?
Das Benutzen von Blockchain-Plattformen kostet. Bei Ethereum werden die Gebühren, welche für das Auslösen einer Aktivität bezahlt werden müssen, als «Gas» bezeichnet. Jede Art von Aktivität auf dem Ethereum Netzwerk kostet Gebühren – also beispielsweise das Lancieren von Smart Contracts, das Senden von ERC-20 Tokens, das Blockieren im Rahmen einer Handelsaktivität oder auch die Nutzung von Speicherplatz. Der Gaspreis unterliegt Fluktuationen, je nachdem wie stark das Netzwerk beansprucht wird. Die Kosten, eine Aktivität auf Ethereum auszuführen, sind von vielen Faktoren abhängig: Die Nachfrage nach dem Netzwerk, die notwendige Geschwindigkeit der Abwicklung, die Grösse und Komplexität der Transaktion, aber auch der EUR- oder CHF-Wechselkurs zu Ether sind relevante Faktoren.
Wie hoch waren die Transaktionskosten auf Ethereum in der Vergangenheit?
Abgesehen von ein paar Ausnahmeperioden betrugen die durchschnittlichen Kosten für eine Transaktion auf Ethereum bis im Sommer 2020 in der Regel unter einem Euro. Seit dem Sommer 2020 sind die Transaktionskosten jedoch explodiert. Sie hielten sich Ende 2021 auf einem konstant hohen Level von über 30 USD pro Transaktion, seit dem Sommer 2022 haben sie sich wieder auf einem Niveau zwischen einem und fünf USD eingependelt. 30 USD zu bezahlen, um beispielsweise 10 USD an eine andere Adresse zu transferieren, ist natürlich fragwürdig. Die Kosten bei Ethereum sind unabhängig vom transferierten Volumen: Je höher das abgewickelte Volumen, desto weniger spielen die Kosten deshalb eine Rolle. Dennoch ist das Level an Transaktionskosten auf der Ethereum Blockchain in heutiger Form nicht haltbar. Viele Anwendungen werden verunmöglicht. Es ist unter dieser Perspektive nicht verwunderlich, dass viele Entwickler trotz der Dominanz von Ethereum alternative Protokolle in Betracht ziehen.
Transaktionskosten von Ethereum und Tezos im Vergleich
Auch das Blockchain-Protokoll Tezos kennt Transaktionskosten, welche ähnlich den Transaktionskosten von Ethereum aufgebaut sind. Pro Transaktion gibt es eine Mindestgebühr. Diese erhöht sich je nach Grösse und Komplexität der auszuführenden Transaktion. Tezos weist aktuell beachtlich tiefere Transaktionskosten als Ethereum auf. Die folgende Abbildung stellt die Transaktionskosten der beiden Protokolle in den Vergleich.
Die Transaktionskosten bei Tezos betrugen mit drei Tagen als Ausnahme stets unter 0.10 USD. Über denselben Zeitraum zwischen Juni 2018 und Februar 2022 verglichen die durchschnittlichen Transaktionskosten von Tezos mit 0.01 USD pro Transaktion mit 7.20 USD pro Transaktion bei Ethereum.
Wieso weist Tezos die tieferen Transaktionskosten als Ethereum aus?
Tezos weist einerseits den Vorteil auf, grundsätzlich ein höheres Volumen als Ethereum abwickeln zu können: Während bei Ethereum rund 15 Transaktionen pro Sekunde abgewickelt werden können, sind es bei Tezos 40 Transaktionen. Andererseits ist Tezos auch weniger populär, die Nachfrage nach Platz im Netzwerk ist damit nicht gleich hoch. Zusammenfassend ist es wichtig, festzuhalten, dass Tezos nicht davor gefeit ist, künftig auch unter hohen Transaktionskosten zu leiden. Wenn sich die Nachfrage zu stark auf das Protokoll verschiebt und der Wechselkurs hohe Sprünge macht, sind auch bei Tezos hohe Transaktionskosten denkbar.
Solana als Newcomer mit tiefen Transaktionskosten
In Bezug auf die Transaktionskosten bei öffentlichen Blockchains sticht der Newcomer Solana heraus. Die Transaktionskosten von Solana sind tief und liegen heute bei USD 0.00025 pro Transaktion. Damit schlägt Solana sowohl Ethereum als auch Tezos. Jedoch fluktuieren auch Solanas Kosten über Zeit abhängig von der Nachfrage nach dem Protokoll. Ein grosser Vorteil von Solana ist dabei jedoch auch die mögliche Kapazität von künftig bis zu 50’000 Transaktionen pro Sekunde zu erreichen.
Wie steht es um die Transaktionskosten bei privaten Blockchains?
Private Blockchains haben in Bezug auf Transaktionskosten einen starken Vorteil. Aufgrund des geschlossenen Systems müssen Teilnehmer in der Regel nicht monetär zum Mitmachen motiviert werden. Transaktionskosten können damit vollständig entfallen. Beachtet sollten jedoch die impliziten Transaktionskosten werden: Auch Teilnehmer eines geschlossenen Blockchain-Systems haben Auslagen für ihre Hardware sowie die Bedienung und Aktualisierung ihrer Technologie. Während diese Kosten in öffentlichen Blockchains von den Teilnehmern selbst und dem System getragen werden, fallen diese Kosten bei privaten Blockchains oft indirekt im Entwickler- und Technologiebudget eines Konzerns an. In privaten Netzwerken muss zudem unterschieden werden, welche Kosten durch die Blockchain entstehen und welche Kosten von den Betreibern an die Nutzer weiterverrechnet werden. So ist es denkbar, dass die private Blockchain eines Finanzinstituts zwar keine direkten Transaktionskosten aufweist, aber dennoch aus wirtschaftlichen Überlegungen an die Nutzer des Netzwerks eine Nutzungsgebühr weiterverrechnet wird. Die Gestaltung dieser Preise wäre dann im Machtbereich der Netzwerkbetreiber.
Was für Möglichkeiten gibt es, die Transaktionskosten in einer Blockchain-Umgebung langfristig tief zu halten?
Die Wahl einer privaten Blockchain gibt wohl die höchste Sicherheit, die explizite Transaktionskosten zu kontrollieren. Die Wahl eines zu Ethereum alternativen, öffentlichen Blockchain-Protokolls kann ebenfalls helfen, die Kosten mindestens für eine temporäre Zeit in den Griff zu bekommen. Bei Ethereum sind zudem die aktuell durchgeführten sowie weiter geplanten Upgrades wichtige Meilensteine, welche die Volumenkapazität erhöhen. Wie sich die Kapazitätserweiterung jedoch langfristig auf die Transaktionskosten auswirkt, bleibt abzuwarten. Um wirklich nachhaltige Lösungen zu finden, welche Transaktionskosten in einer Blockchain-Umgebung tief halten, müssen grundsätzliche Alternativen zur Skalierung gefunden werden. Wenn sämtliche Transaktionen on-chain über die Haupt-Blockchain abgewickelt werden und der Platz auf dieser begrenzt ist, wird dies früher oder später immer wieder zu einem Transaktionsstau und damit zu hohen Transaktionskosten führen. Der einzige Weg, Transaktionskosten langfristig tief zu halten, liegt darin, das Skalierungsproblem von Blockchains zu entschärfen.
Quellen
Kurt, L. & Kurt, D. (2022). Digitale Assets & Tokenisierung. Wiesbaden: Springer Gabler